Die Anklage lautet auf Mord: Am 5. März 2023 tötete der 20-jährige Moritz R. in Thiersheim (Landkreis Wunsiedel) seine Mutter (54) auf brutalste Weise. Jetzt startete der Prozess gegen den Angeklagten am Landgericht in Hof.

Es war ein Sonntag des Schreckens in Thiersheim: Anfang März fanden Polizisten in einer Wohnung eine Frau tot auf. Zuvor meldete sich der 20-jährige Sohn der Frau via Telefon bei der Polizei und gab an, seine Mutter getötet zu haben. Die Polizei nahm am Tatort Moritz R. widerstandslos fest. Tags darauf wurde gegen ihn ein Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. Seitdem sitzt er in Haft.

Der 20-jährige Angeklagte (l) sitzt zum Prozessbeginn wegen Mordes an seiner Mutter neben seinem Anwalt.

Laut Anklageschrift ist der 20-Jährige ein radikaler Impfgegner. Bereits in der Vergangenheit kam es deshalb öfter zu Auseinandersetzungen mit seiner Mutter. Er warf ihr unter anderem vor, die Impfungen hätten sein Leben ruiniert.

Streit wegen Corona-Impfung des jüngeren Bruders

Sein 11-jähriger Bruder leidet unter ADHS. Deshalb nimmt er Medikamente und wurde außerdem gemäß ärztlicher Empfehlungen gegen Corona geimpft, heißt es in der Anklageschrift. Der Angeschuldigte soll gegenüber seiner Mutter mehrfach geäußert haben, dass er diejenigen, die für diese Medikamente und Impfungen verantwortlich sind, umbringen werde. Direkt vor dem Todestag der 54-jährigen Mutter, war der Angeklagte für zwei Wochen bei ihr. Dass sein jüngerer Bruder weiterhin Medikamente bekam und eine weitere Impfung geplant war, führte auch in diesem Zeitraum zu verbalen Streitereien. Er hielt Medikamente und die Corona-Impfung für Teufelszeug.

Als sein kleiner Bruder geimpft werden sollte, rastete er aus und tötete seine Mutter – so die Anklage.

Die getötete Mutter. Der 20-jährige Sohn hat zu Prozessbeginn vor dem Landgericht Hof eingeräumt, seine Mutter (54) getötet zu haben.

Rohe Gewalt gegen die eigene Mutter

Moritz R. leidet laut Anklage unter Wahnvorstellungen. Mit roher Gewalt soll er deshalb seine Mutter unglaublich brutal angegriffen haben. Er schlug seiner Mutter mindestens einmal mit der Faust ins Gesicht. Danach würgte er sie mit einem Kopfkissenbezug von hinten. Um die Wirkung zu vergrößern, verknotete er den Bezug zwei Mal. Der 20-Jährige hörte erst auf, seine Mutter zu strangulieren, als sie durch eine zentrale Lähmung starb.

Weil er sich aber nicht sicher war, ob sie wirklich tot ist, schoss er ihr zwei Mal mit einer Armbrust in den Kopf. Jeder dieser beiden Schüsse wäre bereits tödlich gewesen, heißt es in der Anklageschrift. Jetzt steht Moritz R. in Bayern vor Gericht.

Drr Mutter-Mörder von Thiersheim vor Gericht.

Trotz der diagnostizierten Wahnvorstellung sei der Beschuldigte sich aber seiner Tat bewusst gewesen. Deshalb geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass er aus niederen Beweggründen einen Menschen getötet hat und plädiert auf Mord. 27 Zeugen sind zu dem Prozess geladen, sechs Verhandlungstage angesetzt.

Voraussichtlich Ende Oktober soll bereits ein Urteil durch die Jugendkammer des Hofer Landgerichts verkündet werden.