Paukenschlag im EU-Wahlkampf: Laut einem Bericht der französischen Zeitung Libération will der Rassemblement National (RN) künftig nicht mehr mit der AfD im Europäischen Parlament in der Fraktion Identität und Demokratie (ID) zusammenarbeiten.

„Wir werden in der nächsten Amtszeit nicht mehr mit ihnen zusammensitzen“, kündigte Alexandre Loubet, Wahlkampfleiter des RN-Spitzenkandidaten Jordan Bardella, am Dienstag im französischen Magazin Libération an.

Maximilian Krah, Spitzenkandidat der AfD zur Europawahl, gibt am Rande einer Wahlwerbeveranstaltung ein Interview.

Der Konflikt existiert schon länger

Die Entscheidung sei auf Äußerungen des Spitzenkandidaten der AfD für die Europawahl, Maximilian Krah, zurückzuführen. Dieser hatte in der italienischen Zeitung La Repubblica am 18. Mai erklärt, dass „ein SS-Mann nicht automatisch ein Verbrecher“ sei. „Man muss die Schuld von Fall zu Fall bewerten, am Ende des Krieges gab es fast eine Million SS-Männer. Selbst Günter Grass war Mitglied der Waffen-SS“, führte Krah aus.

Bislang hatte der RN die Frage eines möglichen Bruchs mit seinem deutschen Verbündeten auf die Zeit nach der Europawahl am 9. Juni verschoben. Als Marine Le Pen am 20. April zu diesem Thema befragt wurde, nachdem die AfD die Zugehörigkeit des Überseedepartements Mayotte zu Frankreich in Frage gestellt hatte, sagte sie, dass „diese Dinge mit allen Verbündeten, die an unserer Fraktion beteiligt sind, entschieden“ werde.

Seit längerem gibt es bereits Spannungen zwischen dem RN und der AfD. So lehnt der RN beispielsweise den Begriff „Remigration“ strikt ab. Der AfD droht nun eine Blamage: Im schlimmsten Fall könnten die Parlamentarier der AfD nach der Europawahl nicht in die ID-Fraktion aufgenommen werden und als fraktionslose Abgeordnete im Parlament sitzen.