Antifa-Gruppen haben die Privatadressen aller hessischen AfD-Landtagskandidaten geleakt. Auf einer eigens dafür zur Verfügung gestellten Website werden Kandidaten mit Listenplatz und privater Anschrift ausgewiesen. „Mit der Seite sollen Antifas in Hessen dazu animiert werden, der derzeit wieder stärker werdenden AfD Einhalt zu bieten“, heißt es in einer Erklärung. „Nutzt die Informationen, die sehr gut aufbereitet wurden.“

Ferner heißt es: „Mit der folgenden Veröffentlichung wollen wir einen Einblick in die Landesliste der hessischen AfD geben und die PolitikerInnen der Partei näher beleuchten.“ Es sei längst „überfällig“, die Partei und ihre Individuen entschlossen zu bekämpfen.

„Wir wollen ihnen gemeinsam mit euch die Räume streitig machen, in denen sie sich wie selbstverständlich bewegen, unbehelligt fühlen und in Sicherheit wähnen. Ob Restaurant, Verein oder Arbeitsplatz: wer andere aufgrund eines rassistischen, antisemitischen, sexistischen und queerfeindlichen Weltbildes ausschließen, einsperren oder entsorgen will, sollte sich über Gegenwehr und Ausschluss nicht beklagen.“

Auf der Website werden dabei 40 Politiker der rechtspopulistischen AfD mitsamt Verortung auf einer Karte vorgestellt. Beim Klick auf das Profil jedes einzelnen wird Wohnort sowie Kurzbiografie sichtbar. Neben diesen 40 Politikern weist die Liste ferner Veranstaltungsräumlichkeiten und Restaurants aus, in denen sich Vertreter der AfD getroffen haben sollen – aber auch Direktkandidaten, also Gemeindepolitiker, die de facto kaum eine Chance haben, direkt gewählt zu werden.

AfD-Politiker in Hessen mitsamt Listenplatz.

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 1.398 Straftaten gegen Politiker registriert. Grüne (399 Fälle), SPD (386) und AfD (321) waren am häufigsten davon betroffen. Im Jahr 2020 und 2021 galten AfD-Politiker als die am häufigsten angegriffenen Parteirepräsentanten.

In Hessen kam es wiederholt zu Angriffen auf Politiker der AfD. So wurde 2018 etwa das Auto des Beisitzers im Landesvorstand, Maximilian Müger, in Brand gesetzt. Auf das Huas den Vize-Landessprechers Andreas Lichert wurde ein Farbanschlag verübt.

„Verklausulierter Aufruf zur Einschüchterung“

„Was die Antifa Frankfurt hier macht, ist nichts anderes als ein verklausulierter Aufruf zur Einschüchterung und zu Gewalt gegen AfD-Politiker“, teilte der Co-Landesvorsitzender Andreas Lichert gegenüber NIUS mit. „Man stelle sich vor, was im Land los wäre, wenn politische Extremisten so etwas mit Kandidaten anderer Parteien machen würden.“ Solche Aktionen seien im wörtlichen Sinne „brandgefährlich“. Auch angesichts bereits erfahrener Anschläge auf sein Wohnhaus fühle sich das Outing als „als würde man von für vogelfrei erklärt werden“, so Lichert.

In Hessen wird am 8. Oktober 2023 ein neuer Landtag gewählt. Jüngste Umfragen sahen die AfD bei bis zu 20 Prozent, was für westdeutsche Bundesländer ein ausgesprochen hoher Wert ist.

Wahlumfrage von Ende Juli sieht die AfD in Hessen bei 20 Prozent.

Der zweite Landessprecher der AfD Hessen, Andreas Lichert.