Seit Tagen erreichen unsere Redaktion Briefe von Menschen, denen ihr Geld kaum zu Leben reicht. Besonders berührt hat uns der Brief von Ines, einer Rentnerin aus Jena.

Am Telefon gestattete sie uns, ihren Brief zu veröffentlichen:

Ich bin unverschuldet Rentnerin geworden. Mich hat der Krebs – Leukämie – erwischt. Leider, ich konnte nach meiner Transplantation nicht mehr arbeiten. Die Behandlungen, Chemo und Bestrahlung, haben viel kaputt gemacht. Ich kann nicht mehr lange stehen, zittere - keiner weiß warum. Ich habe Wortfindungsstörungen, Treppe runterlaufen ist für mich der reinste Horror, ich habe immer Angst zu fallen. Meine Rente beträgt nicht mal 900 Euro brutto.

Mein Mann, gelernter Fleischer, ist nach langer Krankheit arbeitslos geworden. Sein Bruttogehalt lag zu Zeiten seiner Arbeit bei rund 2200 Euro. Krankengeld sind 70 Prozent vom Gehalt, und das Arbeitslosengeld ist dann mit dem Krankengeld verrechnet worden. Unseren letzten Urlaub hatten wir 2007, bezahlt von unseren Kindern, nach Österreich für eine Woche.

Wenn wir alle Ausgaben abziehen von dem Geld, was wir erhalten, dann bleibt nichts übrig. Es darf in unserem Haushalt nichts kaputtgehen. Unser Auto hat 15 Jahre auf den Rädern, man sieht es ihm an. Es darf aber nicht kaputtgehen. Wir sind aber darauf angewiesen, weil wir in einem Dorf leben. Ich muss mindestens einmal im Jahr zur Nachsorge nach Jena, eine Fahrt mit dem Auto 45 Minuten. Mit dem ÖPNV brauche ich mehr als 6 Stunden, um auch wieder nach Hause zu kommen. Einen kleinen Luxus haben wir: Einen Schrebergarten und meine zwei Katzen.