Die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Reem Alabali-Radovan (SPD) hat auf Instagram einen Beitrag gelikt, der den umstrittenen Gangsta-Rapper Haftbefehl als Vorbild feiert. Der Post, veröffentlicht von Haftbefehl-Bruder Capo, beschreibt Haftbefehls jüngste Netflix-Doku als „unsere Wahrheit“ und Gott als „den Größten“. Der Beitrag endet mit dem Hashtag #allahisthegreatest.

Unter Tausenden Herzen ein Like der Entwicklungsministerin.

Der Instagram-Beitrag zeigt ein Foto von Capo, der in eleganter Kleidung posiert, nebst dem Kameramann, der die Doku vermutlich verantwortet. Dazu der Text: „Die Kamera lief, als mein Bruder sich dem Abgrund stellte. Jetzt steht er nicht mehr im Schatten er trägt ihn. Und alle sehen ihn.“ Das hier sei nicht nur eine Geschichte. „Es ist unsere Wahrheit.“ Der Hashtag #allahisthegreatest unterstreicht die religiöse Verehrung.

Dass eine Ministerin, die für Entwicklungshilfe und interkulturellen Dialog verantwortlich ist, einen solchen Post gutheißt, irritiert zumindest – aus mehreren Gründen. Erstens evoziert der Hashtag #allahisthegreatest Assoziationen zu radikalen islamistischen Narrativen und einer zunehmend muslimisch werdenden Jugend. Ein Like hier befremdet hier im Sinne der Billigung einer Islamisierung und wirkt im Kontext einer säkularen Politik fehl am Platz wirkt.

Der Rapper Haftbefehl mit Sturmhaube und Elyas M’Barek zu Gast auf dem roten Teppich bei der Premiere der Netflix-Doku.

Ein Rolemodel, das sich keiner wünschen kann

Noch brisanter ist die Huldigung an Haftbefehl selbst. Der 39-jährige Rapper Aykut Anhan, bekannt als Haftbefehl, hat sich durch Texte profiliert, die Gewalt, Drogen und kriminelle Lebenswelten glorifizieren. Bereits 2012 sorgte er für Aufsehen, als er rappte, er verkaufe „Kokain an die Juden von der Börse“. Wie kaum ein zweiter Rapper verkörpert Haftbefehl den Typus Straßenrapper, der Gewalt, Drogenhandel und Überfälle zum Inhalt seiner Texte machte und wiederholt beschönigte. Auch zeichnet sich Haftbefehl für einen migrantisch-protokriminellen Soziolekt – eine Art „Straßendeutsch“ mit türkisch-arabischen Einflüssen – verantwortlich, der den Einfluss muslimischer Migranten auf die deutsche Sprache widerspiegelt. Auch sein Bruder Capo steht für jenen Typus Rap.

Für die Jugend, die Haftbefehl als Idol verehrt, ist er ein fragwürdiges Vorbild. Seine Musik feiert den Aufstieg aus Armut durch Straßengeschäfte, ignoriert aber die destruktiven Konsequenzen. Gerade erst hat die Netflix-Dokumentation „Babo – Die Haftbefehl-Story“, die am 29. Oktober 2024 Premiere feierte, jenen Abstieg beleuchtet. Der Film, an dem unter anderem der einstige Spiegel-Journalist Juan Moreno mitarbeitete, zeigt den Rapper als Kokainsüchtigen, der nach einer Überdosis fast verstarb. Die Dokumentation zeigt den Preis des Ruhms in Haftbefehls Leben in Form von Paranoia, Isolation und einem Leben am Rande des Zusammenbruchs.