Servus zusammen,

wer wird Trainer bei den Bayern? Das geriet bisweilen ins Groteske, wie ich meine, wenn der Kollege der Welt ernsthaft Josep „Pep“ Guardiola ins Spiel bringt oder eine sehr große deutsche Tageszeitung darauf aufspringt und ihre Leser zur Abstimmung bittet, um zu erfahren, wen sie für den geeigneten Nachfolger von Thomas Tuchel halten. Die Bild lieferte dazu schon mal 23 Namen als Vorschlag, darunter so überraschende Kandidaten wie Bruno Labbadia, Mirko Slomka, Florian Kohfeldt und allen Ernstes Peter Neururer! Letzterer landete sogar bei der Umfrage im oberen Drittel. Wenn die Freunde von der Bild plötzlich ihr Comedy-Talent entdeckt haben, Respekt! Ich bin jedenfalls darauf reingefallen.

Aber Spaß beiseite, ernst nehmen kann man das doch alles nicht mehr, oder?

Mittlerweile haben doch gefühlt doppelt so viele Kandidaten abgesagt, wie die Bayern jemals auf dem Zettel hatten. Mittlerweile gehört es ja offenbar zum guten Ruf, den Bayern abzusagen. Vor allem bei Übungsleitern, die noch in einem intakten Vertragsverhältnis stehen. Laut Susi Hoeneß, Ehefrau von Uli, beweisen sie mit einer Absage in diesem Fall ja einen guten Charakter. Und wer will in diesen unruhigen Zeiten von Hatespeech und Verbalattacken nicht wenigstens mit einem reinen Gewissen und tadellosem Charakter glänzen? Wer hätte das gedacht, dass Susi Hoeneß einmal in der Fußballbranche den Maßstab für Correctness und charakterliche Stabilität setzt?

Susi und Uli Hoeneß beim Basketballspiel des FCBB gegen Alba Berlin.

Erfahrungsgemäß aber muss man in diesem Geschäft mit allen Wassern gewaschen sein, auch mit Abwasser und Weihwasser, um in der ersten Reihe mitzuspielen. Tarnen und Täuschen gehören zur Grundausbildung. Frech gelogen wird so lange, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Und im Prinzip nimmt man das noch nicht mal übel. Es ist Business as usual, der Ehrliche ist am Ende der Dumme.

So gesehen, gehören einige Verantwortliche des FC Bayern aktuell jedenfalls nicht zu den Klugen. Denn aus der Teppichetage hörte man zuletzt aus der Vorstandsebene und aus den Reihen des Aufsichtsrates verschiedene Zwischenmeldungen, die auf aussichtsreiche Verhandlungen mit Trainer-Anwärtern schließen ließen. Wie peinlich war es allerdings für die Vollzugs-Propheten, als ein angekündigter Vollzug nach dem anderen platzte. Die Kakophonie der Bayern-Häuptlinge schaffte ganz sicher nicht das nötige Vertrauen, das wirklich Interessierte auf dem Schleudersitz als Voraussetzung für eine Zusage suchten und brauchten. Max Eberl musste dann jeweils die Scherben zusammenkehren und sich dann erneut auf die Suche machen.

Am 15. Juli soll zum Trainingsbeginn der neuen Saison ein Übungsleiter auf dem Platz stehen, hat der neue Sportvorstand versprochen. Wer das sein wird, wissen wir erst, wenn der Kandidat sowohl den Charaktertest bestanden hat, eine Sprachprüfung in Englisch und Deutsch erfolgreich nachweisen kann und den Weg zum Tegernsee nicht nur findet, sondern auch auf dem Rückweg noch das volle Vertrauen des einfachen Aufsichtsratsmitglieds Uli Hoeneß genießt!

Ralf Rangnick wurde als heißer Kandidat für den Trainerstuhl in München gehandelt, sagte aber letzte Woche ab.